Unbequeme Wahrheit: der gesamte Rechtsruck ist uns als Gesellschaft egal, solange es der Mehrheit halbwegs gut geht.

Die Ereignisse überschlagen sich gerade. Bei uns wird ein Mann, der sich als Volkskanzler bezeichnet, jetzt mit der Regierungsbildung beauftragt. Erste Verhandlungen laufen wunderbar, natürlich ganz ohne Vermögenssteuer oder Erbschaftssteuer. ÖVP gefällt das. In Amerika wird ein verurteilter Straftäter mit imperialistischen Fantasien Präsident. Dieser begnadigt gleich mal Verbrecher, die das Kapitol gestürmt haben und arbeitet daran, aus den USA eine Oligarchie zu machen. Der reichste Mensch der Welt macht vor tausendundeine gröhlenden Fans mehrmals den Hitlergruß - was bei uns als „komische“ Geste interpretiert wird. Was immer mehr Leute über Wissenschaft denken, da fang ich gar nicht an.

Alles ganz schön besorgniserregend. Aber ganz ehrlich: am Ende des Tages kann ich ja eh nur schauen, dass es mir gut geht. Sonst kann ich auch niemandem helfen. Das ist zumindest der Rat, den man bekommt, wenn man über fen eigenen Weltschmerz berichtet. Am besten man schaut gleich gar keine Nachrichten, das ist nur schlecht für die Psyche. Natürlich geht man gegen Rechtsextremismus demonstrieren, aber wenn’s nach ein paarmal nichts bringt, ist das auch zu anstrengend. Ich fokussiere mich da lieber auf mein Leben. In ein paar Monaten flieg ich wieder auf Urlaub, da freu ich mich schon. Der Bitcoin steigt auch wieder, gut dass ich da ein Tausender drin hab. Und bald kommt ein neues Spiel raus, das ich wieder zocken kann, um der Realität zu entkommen. Dann geht’s mir wieder besser.

Ist zwar etwas überspitzt formuliert aber so in der Art geht’s mir wirklich. Diese ganzen Ereignisse sind ja alle nicht überraschend, aber trotzdem passieren sie. Und ich werde immer verdrossener, sodass ich versuche das alles zu ignorieren und irgendwie mein Leben lebe. Bin ja privilegiert genug, diese Entscheidung treffen zu können. Und ich hab zumindest in meinem Umkreis das Gefühl, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht.